Verfolgung und Vertreibung
Die Verfolgungs- und Diskriminierungsmaßnahmen gegen die Kärntner Sloweninnen setzten nicht erst nach dem sogenannten „Anschluss” Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 ein. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden Spannungen zwischen den beiden in Kärnten lebenden Volksgruppen (Deutsch- und Slowenischsprachigen), wobei insbesondere der Deutschnationalismus zunehmend an Radikalität gewann. Spätestens nach dem Kärntner Plebiszit von 1920 setzten systematische Germanisierungsmaßnahmen ein, die auf eine möglichst schnelle, möglichst innerhalb einer Generation” zu erfolgende, Assimilierung der Kärntner Sloweninnen abzielten.
Unmittelbar nach dem „Anschluss“ wurden zweisprachige Ortstafeln in Südkärnten/Južna Koroška entfernt, der Schulunterricht in slowenischer Sprache schrittweise abgeschafft und slowenische Namen systematisch eingedeutscht. Angehörige der schmalen politischen, intellektuellen, wirtschaftlichen und kulturellen Elite der slowenischen Volksgruppe wurden verhaftet, in Konzentrationslagern interniert oder in deutschsprachige Gebiete versetzt. Um nicht in die Wehrmacht eingezogen zu werden, flüchteten wehrpflichtige Kärntner Slowenen über die grüne Grenze nach Jugoslawien oder versteckten sich. Nach dem Überfall im April 1941 verschärfte sich die Situation erneut. In einer großangelegten Verhaftungswelle wurden nahezu alle slowenischen Priester und zahlreiche Funktionäre von slowenischen Verbänden und Organisationen in Kärnten/Koroška verhaftet und ihr Vermögen eingezogen.
Einen Höhepunkt erfuhr die nationalsozialistische Repressionspolitik im Frühjahr 1942. In den frühen Morgenstunden des 14. April 1942 begannen die ersten Deportationen slowenischer Familien aus Kärnten/Koroška. Innerhalb zweier Tage wurden rund 1.000 Personen verhaftet und in ein Lager in der Ebentaler Straße in Klagenfurt/Celovec gebracht. Von dort wurden sie mit Zügen nach Deutschland, in Arbeitslager transportiert. Ihr Besitz wurde beschlagnahmt und für die Ansiedlung von „Volksdeutschen“, vor allem aus dem Kanaltal/Kanalska dolina/Val Canale/Val Cjanâl, aber auch Südtiroler Optanten, bestimmt. Selbst aus den Lagern wurden noch wehrfähige Männer zur Wehrmacht eingezogen.
Weitere Repressionsmaßnahmen richteten sich vor allem gegen den militärischen Widerstand der Partisanenbewegung und ihre Unterstützerinnen. Im November 1942 wurde ein Unterstützerinnennetzwerk verraten, dies führte bis Anfang 1943 zur Verhaftung von ca. 200 Personen, von denen dreizehn zum Tode verurteilt wurden. Ab 1944 wurden Angehörige von gefangengenommenen, gefallenen, hingerichteten oder vermeintlichen Partisan*innen entschädigungslos enteignet und in Gestapohaft nach Klagenfurt oder in spezielle Lager nach Bayern gebracht.